Darmerkrankungen

Seit vielen Jahren herrschen in unseren Züchterkreisen kuriose Darmkrankheiten vor. Viele Züchter finden keinen Ausweg mehr, ihre Bestände frei von diesen Krankheiten zu halten. Auch der ZDRK versucht einzuschreiten, in dem er Frau Dr. Rossi beauftragt hat, einen Impfstoff gegen Enterocolitis herzustellen und die Krankheit zu erforschen. Bisher ist es ihr gelungen einen stallspezifischen Impfstoff herzustellen. Dafür benötigt sie jedoch die Zellen eines verstorbenen Tieres. Meistens ist es dann schon zu spät und die Zuchtsaison ist vorüber gegangen. Um Verlusten vorzubeugen und die Krankheit zu bekämpfen gibt es auch noch andere Auswege, wenn man einige kleine Dinge beachtet. Ein Kaninchenzüchter sollte sein Zuchtziel verfolgen und daran denken, dass er die Rasse erhalten will, die er züchtet. Das tut er, indem er nicht nur auf Schönheit, sondern auch auf die Leistung seiner Tiere hinaus züchtet. Zu der Leistung gehören nicht nur hervorragende Wurfstärken und Aufzuchtsleistungen, nein im Vordergrund sollte auch die Gesundheit seiner Tiere stehen.

Die verschiedenen Krankheiten

Kokzidiose

Wenn bei einem Kaninchen ein Überschuss an Kokzidien vorhanden ist, dann spricht man von einer Kokzidiose. Meistens sind die Jungtiere am stärksten betroffen. 90% aller Kaninchen sind Kokzidienträger. Das heißt, dass wiederum kaum ein Kaninchenbestand als kokzidienfrei bezeichnet werden kann.

Kokzidien sind kleinste Lebewesen im Darm des Kaninchens, sie gehören biologisch gesehen zu den einzelligen Protozoen. Sie dringen in die Zellen der Darmschleimhaut ein und vermehren sich bei schneller Entwicklung massenhaft. Im Darm entwickeln sie sich zu Oozysten, die mit dem Kot ins Freie gelangen. Sie sind dann wieder das „Samenkorn“ für Kokzidien. 


Unsere Kaninchen scheiden jeden Tag Oozysten aus und nehmen sie mit dem Futter wieder auf. Werden es zu viele, zerstören sie weite Teile des Darms. Auch in der Leber können sich Kokzidien ansammeln, diese lassen sich durch helle Punkte auf der Leber verendeter Tiere feststelllen.

Symptome:

Appetitmangel, schlechte Entwicklung, blutiger mit Schleim vermischter Durchfall, Lähmungserscheinungen, schleimiger Nasen- und Augenausfluss.

Enterocolitis (Dysenterie)

Enterocolitis wird durch Colibakterien und/ oder Clostridien verursacht. Haupterreger sind hierbei die Bakterien Escherichia coli und / oder Clostidium perf..

Die Dysenterie tritt meistens bei Jungkaninchen kurz nach dem Abzetzen auf, aber auch Alttiere können betroffen sein. Die Ursachen sind plötzliche Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmflora, die zur Vermehrung schädlicher Darmbakterien führt. 

Die häufigsten Beispiele für diese Veränderung sind Unterkühlung, plötzlicher Futterwechsel, Fütterungsfehler ( verdorbenes, verunreinigtes, erhitztes oder gefrorenes Futter), zu geringer Anteil an Ballaststoffen bei der Fütterung, unzureichende Wasserversorgung.

Symptome:

Apathie, Gallertartiger Durchfall, Aufgasungen, Fressunlust, Blähungen, Verstopfung, Darmlähmung

Zusammenspiel multifaktoreller Darmerkrankungen

Oft treten diese beiden Krankheiten gleichzeitig auf. Die meisten Kaninchenzüchter behandeln aber nur gegen Enterocolitis mit antibiotischen Mitteln. Das ist der im Grund liegende Fehler.

Das beste was man machen kann, ist immer noch ein verendetes Tier untersuchen zu lassen, um sich im klaren zu sein, welche Erreger das Tier nun wirklich in sich trägt. Dann kann man auch erfolgreich de gesamten Bestand behandeln. Denn beide Erkrankungen verlaufen sehr ähnlich.

Im häufigsten Fall treten beide Krankheiten gleichzeitig auf. Durch verschiedene Faktoren, wie Stress, Futterumstellung und ggf. einer Immunschwäche, kommt es zu einer  Verstopfung. Die im Darm immer vorhandenen Bakterien, insbesondere aber E.Coli, Clostridium perf. und die Kokzidien vermehren sich schlagartig und die Darmflora gerät aus dem Gleichgewicht. Gleichzeitig kommt es zu Gärungen im Magen durch die Verstopfung, das betroffene Tier gast auf.  Der Darm wird langsam aber sicher duch das Gift der Clostridien gelähmt, zu dem löst sich die Darmschleimhaut ab und es kommt zu klarem, nahezu durchsichtigen Ausscheidungen. Die Tiere verenden meistens nach 2-3 Tagen an einer Kreislaufschwäche, da durch die starken Schmerzen und durch die Aufgasungen der gesamte Organismus zum Erliegen gebracht wird. 

Behandlungsmethoden

•  Fütterung

Viel Heu ist die Grundvoraussetzung zur vollständigen Ausheilung. Heu sollte immer zur Verfügung stehen, da es wertvolle Rohfaser enthält. Auch sollte immer Wasser zur Verfügung stehen. Die Grünfütterung sollte in den ersten Tagen völlig eingestellt werden. Auch Pellets sollten nur in Maßen gegeben werden, am besten mit einem Anticoccidienzusatz. Jungtiere möglichst früh absetzen (6.-8. Woche) und mit Abzetzfutter entwöhnen. Ab dem 14. Lebenstag der Jungen sollte auch die Häsin das Absetzfutter bekommen, da die Jungen dann schon anfangen zu fressen.

Trinkwasserzusätze:

Ein PH-Wert neutralisierendes Mittel kann ( aber muss nicht unbedingt) ins Trinkwasser gegeben werden. Ein Schuss Apfelessig auf 10 Liter reicht aus.

Auch spezielle Wasserzusätze wie Mentofin können hinzu gegeben werden. 1 Teelöffel auf 10 l Wasser. Sie wirken bereinigend und bringen die Darmflora ins Gleichgewicht. Keinesfalls wirken sie abtötend gegen die Darmparasiten. Sie stärken nur das befallene Tier mit ihren ätherischen Ölen und neutralisieren das Darmklima. Viele auf pflanzlicher Basis angebotenen Trinkwasserzusätze enthalten Oregano, dieses Kraut wirkt wie ein sanftes Antibiotikum.

Kräuter:

•  Kamille- gegen die Entzündung

•  Oregano- wirkt antibiotisch

•  Löwenzahn- ist verdauungsfördernd

•  Stallhygiene

Der Stall sollte bei den ersten Krankheitsanzeichen und auch vor einer medikamentösen Behandlung gut desinfiziert werden. Kokzidien sterben erst bei starker Hitze von 80°C ab, darum sollte mit möglichst heißem Wasser der Stall ausgeputzt oder auch ausgeflammt werden.

Handelsübliche Desinfektionsmittel töten die Colibakterien ab .

Zum Schutz vor einer Neuaufnahme der Erreger muss die Einstreu häufiger gewechselt werden.

  Medikamente

Die Kokzidien sollten mit Antikokzidiostatika behandelt werden. Erfolgreich wurden Mittel wie Baycox (rezeptpflichtig) oder Appertex (Apothekenplichtig) angewandt.

Enterocolitis behandelt man am besten mit Pulmotil. Dieses Mittel wenden Schweinezüchter und auch Mastbetriebe an. Auch unter Kaninchenzüchtern ist es mit Erfolg erprobt worden. Aus Pulmotil wird ein Aufguss (wie ein Tee) zubereitet, dieser muss eine Nacht stehen bleiben, um seine Wirkstoffe zu entfalten. Es wird dann 21 Tage lang (natürlich immer wieder neu angerührt) ins Trinkwasser gegeben. Da Pulmotil Antibiotika enthält, bekommt man es nur bei einem Tierarzt. Neu und noch nicht so verbreitet ist Bactvet, es wirkt ähnlich wie Pulmotil und ist speziell für Kleintiere.

•  Hausmittel

Wenn ein Tier Anzeichen der Erkrankung zeigt, kann man mit einfachen Hausmitteln erste Abhilfe schaffen.

Gegen den Durchfall hilft eine sofortige Heu- Wasser Diät. Zusätzlich werden Petersilie, Weidenäste, Eichenrinde oder Eichenlaub gereicht.

Ist das Ganze akut sollte man schnellstmöglich schwarzen Tee mit Zucker und Salz geben, diese Mischung wirkt gegen Durchfall und hält den Kreislauf stabil.

Bei Blähungen Löwenzahn geben und zusätzlich einen Kümmelaufguss zubereiten und mit einer Einwegspritze ins Mäulchen geben. Auch Thymian bewährt sich.Wer zur Schulmedizin greifen möchte, der sollte Mittel wie Sab Simplex verwenden. Die Darmtätigkeit kann man ggf. mit Paraffinöl wieder in Gang bringen.

Bei einem akuten Ausbruch im Bestand, sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden, denn nur er kann feststellen, um welche Erreger es sich handelt und ob medikamentös behandelt werden muss. Sämtliche Kräuter können zur Heilung beitragen und den Wiederaufbau der Darmflora unterstützen. 

 

Katharina Halter
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Kreisverband
der Rassekaninchenzüchter Gütersloh